
Der Zweck entscheidet die Mittel
Der Fortschritt in der Fotografie ist gewaltig. Noch vor einigen Jahrzehnten war es mit erheblichem Aufwand verbunden, Fotos zu machen. Heutzutage hat jeder eine Kamera stets zur Hand, die eine relativ vernünftige Qualität mitbringt, eingebaut in jedem Smartphone. Oft wird der Branche der "traditionellen" Kamerahersteller daher ein baldiger Tod prognostiziert. Allerdings kann ich dieser Prognose nur teilweise zustimmen.
Rückgang des Marktes
Klar ersichtlich ist, dass der Umsatz der meisten Kamerahersteller rückläufig ist. Besonders bei den Kompaktkameras hat sich der Markt mehr oder weniger in Luft aufgelöst. Kleinere Hersteller wie beispielsweise Pentax trifft dies durchaus hart, einige sind bereits fusioniert, arbeiten zusammen oder sind, wie im Fall von Olympus, verkauft worden.
Stirbt die Fotografie als Hobby?
Mit der Entwicklung des Marktes vor Augen erweckt es den Eindruck, dass die Fotografie mit Wechselobjektivkameras, egal ob mit oder ohne Spiegel, einen langsamen Tod stirbt. Doch wenn wir ehrlich sind: Wie oft wird man sich wirklich mit dem Smartphone rein auf die Fotografie konzentrieren und beispielsweise Landschaftsfotografie betreiben? Meine ehrliche Antwort darauf wäre: Viel zu selten. Daher kommt es definitiv auf den Grund an, warum man Fotos macht. Möchte man schlicht Erinnerungen festhalten und die Qualität der Fotos ist nur untergeordnet, oder möchte man ästhetische Bilder machen, die man als Kunstwerke behandeln will, inklusive Ausstellung (sei es privat zuhause oder öffentlich)? Ist es vielleicht sogar der Prozess der Fotografie an sich, der einfach Spaß macht und der daher gar nicht unbedingt perfekte Ergebnisse verlangt, sondern vor allem auf Erfolgserlebnissen aufbaut? Diese drei Bereiche verdienen definitiv eine genauere Betrachtung.
1. Festhalten von Erinnerungen
Viele schöne Momente des Lebens sind kurzfristige, unangekündigte Erscheinungen. Besonders im Alltag, sei es mit der Familie, bei Freizeitaktivitäten oder im Berufsleben, erleben wir immer wieder Momente, die es wert sind, festgehalten zu werden. Für diesen Bereich ist das Smartphone konsequenterweise die erste Wahl. Denn das Smartphone ist deutlich schneller zur Hand, außerdem muss das Ergebnis nicht perfekt sein, solange die Emotionen der Situation festgehalten werden. Dementsprechend darf ein Foto auch Bildrauschen, leichte Verwackler, etc. haben. Eine Ausnahme sind hier natürlich besondere und geplante Momente wie beispielsweise eine Hochzeit. Für diesen Zweck engagieren viele Paare aber sowieso externe Fotografen.
2. Das Ergebnis als Kunst
Ist das Ziel eines Fotos, dem Betrachter möglichst gut zu gefallen, sind die Bedingungen grundlegend anders. Hier ist nicht nur der Moment entscheidend, sondern besonders die technische und gestalterische Qualität. Dabei wird, vor allem in Situationen mit wenig Licht, eine Kamera mit guten Objektiven und großem Sensor benötigt. Wechselobjektive geben dem Fotografen die Möglichkeit, sich ganz auf die Bedingungen des geplanten Bildaufbaus einzulassen. Das Gewicht und die Größe der Ausrüstung spielen eine geringere Rolle, wichtiger ist die Anpassbarkeit an die Bedürfnisse des Fotografen, sei es beispielsweise mittels Stativ, Filtersystem, Astro-Tracker oder leistungsstarkem Blitz- oder Lichtsystem.
Die hochwertige Ausstattung macht es dem Fotografen möglich, sich mehr auf den Bildaufbau an sich zu fokussieren, denn dieser ist entscheidend für die künstlerische Wirkung des Fotos. Wer also das Ziel hat, Kunstwerke zu erschaffen, dem sollte klar sein, dass eine hochwertige Ausrüstung nicht automatisch auch hochwertige Kunstwerke bedeutet. Trotzdem ist absehbar, dass inzwischen Systemkameras ohne Spiegel (DSLM) die besten Möglichkeiten für Fotografen mit hohen Ansprüchen an die Qualität ihrer Bilder bieten, beispielsweise die Systeme von Sony oder Canon.
3. Der Weg ist das Ziel
Mehr und mehr Fotografen haben inzwischen erkannt, dass Sie besonders an den Herausforderungen Spaß haben, die Ihnen die Fotografie bietet. Denn je mehr technische Raffinessen die großen Kamerahersteller in Ihre Modelle inkludieren, desto weniger wird der Fotograf an sich gefordert. Dadurch ist einerseits ein Trend zurück in Richtung der Analogfotografie entstanden, der inzwischen sogar zu Lieferengpässen bei den dafür benötigten Filmen sorgt, andererseits sehen kleinere Hersteller wie beispielsweise Pentax darin eine Chance, sich die hohen Kosten für die Entwicklung neuer DSLM-Systeme zu sparen und stattdessen diese Nische zu bedienen. Gerade für Pentax scheint diese Strategie teilweise doch möglich, da die Kompatibilität zu älteren Objektiven hier sehr gut ist. Gerade diese bieten dem Fotografen eine Herausforderung, beispielsweise durch fehlenden Autofokus.
4. Mischformen
Eine Mischform ist hier sicherlich die professionelle Reisefotografie. Hier liegt der Anspruch klar auf dem Transport einer Message, einer Emotion oder einer Verbundenheit, trotzdem soll die Qualität "druckreif" sein und auch für Zeitungen, Journale und Websites gut geeignet sein. Hier empfiehlt sich in den meisten fällen wiederum die Nutzung einer DSLM, da das geringe Gewicht und die neusten technologischen Möglichkeiten eine gewisse Grundqualität und Vorzüge liefern. Dadurch kann sich der Fotograf auf die Motive und Situationen konzentrieren und Bilder entstehen lassen, die gleichzeitig qualitativ sind und den Betrachter berühren. Eine Ausnahme sind hier abgelegene Gegenden ohne verlässliche Stromquellen, in diesem Fall ist aufgrund des niedrigeren Energieverbrauchs eine DSLR möglicherweise besser geeignet.
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