Trees in Jasper National Park
©2020 Clemens Richardt

Die einfachen Möglichkeiten

Nachhaltigkeit hat viele Facetten. Bei einigen Dingen, wie beispielsweise der Umstellung von Industrieprozessen auf erneuerbare Energiequellen, führt nahezu kein Weg an großen Projekten vorbei. Doch ich möchte aufzeigen, dass es sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Umfeld Möglichkeiten gibt, ein Unternehmen oder das eigene Leben nachhaltiger und sozialer zu gestalten, ohne dabei viel Aufwand betreiben zu müssen. Die kleineren Möglichkeiten, die ich in diesem Artikel aufzeigen werde, sollten allerdings nur als Ergänzung zu größeren Veränderungen genutzt werden. Einige davon können auch von dir als Mitarbeiter:in umgesetzt werden und bei manchen musst du vielleicht auch einfach mal ein Wort mit deinem Vorgesetzten reden.

Möglichkeit 1: Stromversorgung

Obwohl es im privaten Bereich inzwischen immer mehr verbreitet ist, machen sich nur wenige Unternehmen Gedanken, wo ihr Strom herkommt und wie er produziert wird. Dabei ist hier das Wirkungspotenzial deutlich höher, da der Stromverbrauch von Unternehmen oft deutlich höher liegt als der von privaten Haushalten. Schaut man sich Gewerbegebiete auf Satellitenbildern an, sieht man zwar schon einen relativ hohen Anteil an Dächern mit Solaranlagen, allerdings reicht der so produzierte Strom vom Dach gerade bei Industriestandorten mit großem Energiebedarf definitiv nicht aus. 

Tipp für Unternehmer:innen: Es gibt die Möglichkeit, die Dachfläche an einen externen Investor:innen zu vermieten und anschließend ein Power Purchase Agreement (PPA, Stromabnahmevertrag) abzuschließen. Dadurch hat man nahezu keinerlei Aufwand, allenfalls müssen halbjährlich die Zählerstände übermittelt werden. Gleichzeitig ist der so produzierte Strom oft günstiger als der des Energieversorgers.

Für den Strom, der nicht durch die Solaranlage abgedeckt werden kann, gibt es die einfache Möglichkeit, den Wechsel zu Ökostrom-Tarifen. Vergleicht man hier die Preise, stellt man schnell fest, dass die Tarife für den Ökostrom teilweise sogar kostengünstiger sind. Vielleicht reicht es hier also schon, die Vorgesetzten darauf anzusprechen. 

Möglichkeit 2: Suchmaschinen 

In vielen Unternehmen werden die Arbeitsplätze der Mitarbeiter vorkonfiguriert, oder es gibt bestimmte Empfehlungen oder Richtlinien bezüglich der Software. Wie auch immer das Thema gehandhabt wird: Meistens landet Google als Standardsuchmaschine auf den Geräten. Dabei gibt es auf diesem Feld eine Menge Möglichkeiten, Gutes zu bewirken: 

Ecosia

Ecosia ist eine Suchmaschine, die sich komplett dem Thema Nachhaltigkeit und Fairness verschrieben hat. Mit dem Geld, das durch die bei Suchmaschinen übliche Werbung eingenommen wird, werden Baumpflanzprojekte finanziert, die neben den ökologischen Vorteilen auch soziale Aspekte beinhalten. Denn für das Pflanzen der Bäume werden Arbeitskräfte benötigt, gleichzeitig liefern die Bäume teilweise Erzeugnisse, die weiterverarbeitet werden können. Dementsprechend wird also die Wirtschaft in den Anbaugebieten gefördert. Die Einnahmen und Ausgaben des Unternehmens werden übrigens monatlich transparent veröffentlicht.

Gexsi

Gexsi funktioniert auf ähnliche Art und Weise wie Ecosia, allerdings wird das Geld nicht (nur) in Baumpflanzprojekte gesteckt, sondern es werden verschiedene Projekte gefördert oder durch Investments unterstützt, die sich mit ihrer Wirkung an den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN orientieren. Auch hier liegt ein starker Fokus auf der Transparenz.

 Möglichkeit 3: Kompensation 

Uns allen ist klar, dass die CO2 Kompensation nicht die finale Lösung sein kann. Doch sie kann ein einfacher und schneller Weg sein, das Bewusstsein für die Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima zu erweitern, auch oder besonders aus monetärer Sicht. Natürlich können die meisten Unternehmen nicht von jetzt auf gleich alle Emissionen kompensieren. Doch nach und nach kann eine Kompensation für die verschiedenen Bereiche (z.B. Geschäftsreisen, Energie/Wärme, etc.) eingeführt werden. Im nächsten Schritt entsteht das natürliche, marktwirtschaftliche reduzieren dieser Kosten, indem sich das Unternehmen Gedanken macht, wie es seine Emissionen, und damit die Kompensation, senken kann. Genauere Details findet Ihr auch in meinem Post zur Kompensation.

 Möglichkeit 4: Energieleitlinie

Diese Möglichkeit ist wieder sehr kostengünstig umzusetzen. Jeder Mitarbeiter verbraucht in irgendeiner Weise Energie. Durch die Etablierung einer Unternehmenskultur, die den sparsamen Umgang mit Energie verinnerlicht, kann mit wenig Aufwand viel erreicht werden. Je mehr diese Unternehmenskultur gelebt wird, desto einfacher fallen auch andere Entscheidungen für soziale sowie umwelt- und klimafreundliche Maßnahmen positiv aus. Kleine Beispiele, die daraus erwachsen können: Fair gehandelter Kaffee (von dem Büros bekanntlich ja nicht wenig verbrauchen), Energiesparmaßnahmen in Bädern und bei der Beleuchtung, richtige Regulierung der Heizung (und etwas aufwendiger: Umstellung auf einen nachhaltigen Energieträger), nachhaltige Konzepte bei Veranstaltungen und vieles mehr. Mit der Zeit wird den Teams selbst auffallen, wo Dinge verbessert werden können. Gerade bezogen auf die verschiedenen Branchen gibt es da noch viel Potenzial. Es lohnt sich dementsprechend, ein nachhaltiges Mindset im Unternehmen zu etablieren bzw. vorzuleben.

Möglichkeit 5: Wartung

Viele Betriebe haben irgendwo eine Klimaanlage, eine Druckluftanlage oder sonstige Anlagen, die ohne oder mit falscher Wartung deutlich mehr Energie verbrauchen. Beispielsweise verursacht eine kleine undichte Stelle in einem Druckluftsystem schon großen Schaden. Gleiches gilt für verdreckte/verstaubte Luftfilter und Ventilatoren und viele andere Geräte. Diese Dinge spiegeln sich dementsprechend auch finanziell wieder, da der Kompressor deutlich öfter läuft oder ein Lüfter mehr arbeiten muss. Maschinen jeglicher Art funktionieren meist besser und effizienter mit der entsprechenden Wartung.

Möglichkeit 6: Mobilität

Jedes Unternehmen und jede Privatperson ist auf Mobilität angewiesen. Gleichzeitig ist die Mobilität einer der größten Faktoren in Bezug auf die CO²-Emissionen in Deutschland. Dementsprechend groß ist der Hebel, der mit nachhaltigen Formen der Fortbewegung, sei es ÖPNV in Form einer BahnCard, Carsharing oder grundsätzlich E-Mobilität, wirkt. Je nach Standort lohnt es sich, einen Blick auf die Alternativen zu werfen. Ist ein Bahnhof in der Nähe und es lassen sich Flugreisen durch einen ICE ersetzen? Besteht die Möglichkeit, auf Dienstwagen zu verzichten und den Mitarbeitern eine Flatrate für Carsharing und örtlichen ÖPNV anzubieten? Können die Verbrenner-Fahrzeuge im Fuhrpark durch Elektroautos ersetzt werden? Oder kann den Mitarbeitern eine Möglichkeit gegeben werden, ihr Elektrofahrzeug aufzuladen? Schritt für Schritt, immer bedarfsorientiert und auch mit Blick auf die neusten (technologischen) Entwicklungen kann in diesem Bereich viel verändert werden.

Tipp aus der Praxis: Wenn noch Verbrenner-Fahrzeuge im Unternehmen genutzt werden, kann eine Richtlinie bezüglich des Kraftstoffverbrauchs getroffen werden. Übersteigt der Verbrauch eines Fahrzeugs bzw. eines Mitarbeiters einen gewissen Wert, muss dieser die darüber hinaus Entstehenden Kosten für die Kompensation selbst tragen. So wird auch für die Mitarbeiter greifbar, wie sich nachhaltiges Verhalten monetär wiederspiegelt.


Bestimmt gibt es noch mehr Möglichkeiten, Unternehmen verhältnismäßig schnell sozialer, umwelt- und klimafreundlicher zu machen. Wenn Ihr also noch eine Idee habt, lasst Sie gerne anderen Leser:innen als Inspiration in den Kommentaren da!

 

 

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